Referenzen
Kristina Herresthal, Lisa Kadel
Kristina Herresthal und Lisa Kadel haben sieben Architekturbüros gefragt, wie sie mit Referenzen arbeiten und sich das auf ihre Projekte auswirkt. Herausgekommen sind kurze Statements direkt aus dem Arbeitsalltag. In welcher Form die Referenz genutzt wird – ob konkret, abstrakt, als typologische Recherche oder in anderer Form –, unterscheidet sich von Büro zu Büro. Allen eigen ist ihre Verwendung als Kommunikationsmittel. Die Referenzen stellen gleichermaßen Fragen, geben Antworten und erzählen dabei auch immer etwas über den Entwerfer.
- OMA
- Robertneun
- Office Kersten Geers David Van Severen
- Adrian Streich Architekten
- Antonino Cardillo
- Grüntuch Ernst Architekten
- Mars Architekten
Antonino Cardillo
Antonino Cardillo, Soluntum von Sizilien
Referenzen sind an Ideen von Beständigkeit und Tradition geknüpft. Es steht fest: Wir stammen von jemandem ab, der zu Staub geworden ist. Ich sehe keine Trennung zwischen ihm und uns. Jeder Ausdruck von Schönheit ist eine leise Nachricht an die Sterblichkeit, jeder Ausdruck von Schönheit ist ein Bruchstück an Zuwendung für einen Fremden unterwegs. Jedes Fragment von Schönheit aus vergangenen Zeiten ist Teil unserer Erinnerung und stiftet Sinn für das Fortbestehen der Menschheit. Auf diese Weise können Referenzen von großer Zuwendung Zeugnis geben, über das Verschwinden hinaus. Auf der anderen Seite können sich Referenzen, wenn ihnen keine Zuwendung zuteil wird, wenn sie nur als intellektuelle Zitate benutzt werden, in Halbwahrheiten umkehren, in einen Fetisch, in Verfremdung und billige Unterhaltung, in etwas, das die Sinnesempfindung lächerlich macht.
Letztes Jahr habe ich sieben Skulpturen für das Sir John Soane’s Museum in London entworfen. Ich habe sie Min genannt, Min erforscht die Herkunft des Heiligen. Hierfür habe ich vielfältige Referenzen in einem einzelnen Bruchstück aus Stein verschmolzen. Min steht für die Beständigkeit des Lebens.
Antonino Cardillo, Min, Sir John Soane’s Museum, London, 2014. Fotografie: Antonino Cardillo
Steckbrief
Kristina Herresthal, Lisa Kadel
Der sizilianische Architekt Antonino Cardillo hat eine große Affinität für die Architektur vorangegangener Epochen und für eine symbolische Aufladung von gestalteter Umwelt. 2013 wurde er von verschiedenen italienischen und deutschsprachigen Medien stark kritisiert, weil digitale Bilder seiner Projekte als reale Gebäude veröffentlicht worden waren. Ein Schwerpunkt seiner gestalterischen Arbeit liegt im Bereich Innenarchitektur, so wurde im letzten Jahr beispielsweise eine von ihm gestaltete Galerie in Rom fertig gestellt, für die eine Referenz Wagners „Ring des Nibelungen“ vom „Rheingold“ bis zur „Götterdämmerung“ war.